Das Fernrohrfadenkreuz

 

Ein Fernrohr ohne Strich-Markireungen im Gesichtsfeld kann nur zum Betrachten, nicht aber zum Messen benutzt werden.

 

Bereits um 1630 kam wohl Francesco Generini auf den Gedanken, die Dioptra durch Fernrohre (ohne Fäden) zu ersetzen, um genauere Ergebnisse seiner Messungen zu erhalten. Es wird aber angenommen, dass er irgendein Okulardiopter als selbst­verständlich beibehalten hat (12, S. 19). [i]

 

 1630 Das Fadenkreuz als Zieleinrichtung wurde von William Gascoigne für das Fernrohr erfunden.        Er benutzte es für das Fernrohr seines Quadranten. Seine Erfindung wurde allerdings nur wenig        bekannt, sodass sie erst noch einmal

 1670

       von Auzout und Ricard in Frankreich noch einmal gemacht werden musste. So verdrängte es,          zwar  zunächst nur zögernd, die bisher in der praktischen Geometrie vorherrschenden

       Diopter-Visiereinrichtungen an den Theodoliten und anderen Messinstrumenten.

       Zur Herstellung der Fadenkreuze und Mikro­meter scheinen Gascoigne, Auzout und Ricard

       damals noch Haare und Fäden aus Pflanzenfasern benutzt zu haben.

 

Ab 1662 wurden auch Silberfäden verwendet, weil man aus diesem Edelmetall ohne Mühe sehr  

      feine Fäden ziehen kann.

 

 1775   Es dauerte bis 1775, bis Fontana die bisher beschriebenen Methoden durch den Einsatz von       Spinnfäden als Strichmarken vorschlug.

 

       Trougthton in England benutzte für die Fernrohre seiner geodätischen Instrumente

       Spinnfäden, die nur bis zu 0,003 mm dick waren.

       Weniger verbreitet waren Strich­kreuze auf Glas oder aus Kautschuk gefertigte sowie Platin-­  

       fäden. Die Verwendung von Spinnfäden war nicht ohne Nachteil.

 

     "Aus dem Ärger heraus, den die Astronomen und Physiker bei ihrer Arbeit mit Mikrometern usw.

      haben ..." schlug C. R. Goring, M. Dr. vor, einen ebenso feinen Faden aus einer Auflösung von

      Kautschuk in Terpentingeist, die man allmählich verdicken lässt, zu ziehen(9).[ii]

      Diese Fäden sollen auch noch weit haltbarer und dauerhafter gewesesen sein, darüber hinaus 

      wiesen sie den Vorzug auf, nicht wie die Spinnfäden hygromerisch zu sein. Trotzdem haben sich       Fäden aus Kautschuk nicht durchgesetzt, was wohl zum größten Teil auch dem großen Aufwand       und der ausgefallenen Methodik der Herstellung solcher Fäden zuzuschreiben ist.

 

1783   Strichkreuze auf Glas wurden schon, zu seiner Zeit als Einzigsten, von Brander(Hoeschel) in       Theodolitfernrohren benutzt (12, S. 33).[iii]

 

Seit 1810, nach Erfindung der Distanz messenden Fäden durch Reichenbach (Reichenbachsche

     Distanzfäden) findet man diese häufig in den Fernrohren der Theodolite.

 

1870   Auch Joh. Christian Breithaupt in Kassel hatte, von etwa 1870 an, solche Glaskreuze in            Fernrohren verwendet.

 

Schon vor 1895 wurden wahrscheinlich Fadenkreuze auf Photomechanischen Weg hergestellt. Einen Hinweis darauf liefert Dr. Dokulil in seiner

       „Anleitung für die Herstellung und Justierung geodätischer Instrumente“(Berlin 1911).


      Die Strichkreuze sind auf einem Ring in der Brennebene des 0kulares befestigt. Diese 

      Ringe bezeichnet man als „Diaphragmaringe“ oder „Blendringe“. Sie sind in 

      der Regel justierbar konstruiert.

       



                                                    Abb. 18: Fadenkreuz - justierbar

 

 

 

 

 

1906      Die Firma Dennert und Pape in Hamburg-Altona führte 1906 die elektrische                              Fadenbeleuchtung bei ihren Instrumenten ein.

           Dabei ist die Beleuchtung mittels Spiegel seitlich durch­bohrter Kippachse möglich.

 

 



[i] 16. HAMMER:

Lehrbuch der elementaren praktischen (Vermessungskunde) G. Teubner, 1911

[ii] 9, DPJ; Künstliches  Spinngewebe für Mikrometer, DPJ, Bd. 24 (1827), S. 564

 

[iii] 12. ENGELSBERGER, MAX: Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des

Theodoliten, Reihe C Dissertationen, Heft 134 Deutsche Geodät. Kommission bei der Bayrisch* Akademie der Wissenschaften, München 1969

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