Kreise und Kreisteilungen

Die Entwicklung von Kreisteilungen und Kreisteilungsmaschinen                                                                 im 19. Jahrhundert

Um 1803 wurde in Deutschland eine auf dem von Chaulnes an­gegebenen                      Prinzipien beruhende Kreisteilmaschine von Rei­chenbach gebaut.

          Reichenbach berichtet, dass er, selbst mit der größten Sorgfalt seines Könnens es mit Stangen­zirkeln nicht zu einer kleineren Einteilung der Kreise von 1/3000 eines Zolls brachte. Außerdem erkennt er, dass die Größe des Mutterkreises nicht beliebig groß gewählt werden kann, um die Genauigkeit zu steigern.

          „Nur eine ver­schärfte Teilmethode, verbunden mit einer zweckmäßigen Bau­art der Instrumente, vermag der Instrumentenastronomie ihrer Vollkommenheit näher zu bringen.“

           Die hier zugrundeliegen­de Teilmethode hat Reichenbach im Jahre 1800 im Feldlager zu Cham erfunden, und im Laufe der Jahre bis 1821 immer weiter verbessert und so weit vervollkommnet, dass er sagen kann:

           "... das bei den mit derselben Maschine ausgeführten Teilungen kein Strich um eine viertel Sekunde fehlt".

           Die für sein Verfahren ausschlaggebende Koexistenzgenauig­keit wurde von Reichenbach auf 0,001 mm bestimmt, was auf einem Kreis von 40 Zoll Durchmesser etwa 103" ausmacht.

           Die enorme Präzision seiner Teilungen bewies und verwunder­te auch den Astronomen Bessel 1820. Dieser fand, für den zufälligen Fehler der einzelnen Striche (bei 7200 Strichen) einen Wert von +/- 0,325II  als wahrscheinliche Abweichung (12, S. 43). [s.u.1]

 

1816   Fertigt Friedrich Wilhelm Breithaupt eine Kreisteilmaschine, mit der die Teilkreise für 9-zöllige Theodolite hergestellt wurden (Für die damalige Landestriangulationen in Hessen und später auch im Rheinland -und auch Westfalen).

           Die Teilungen wurden mit einer, auf dem Räderrand befind­lichen Teilung mithilfe einer „Schraube ohne Ende“ (Tangenten­schraube) hergestellt. Der Vorläufer war eine -in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts von F.W. Breithaupt gefertigte- Teilmaschine von nur 40 cm Raddurchmesser. Eine Neu­konstruktion wurde notig, weil mit der in den beginnenden Triangulationen geforderten höheren Genauigkeit bedingt, auch größere Teilkreisdurchmesser erforderlich wurden.

           Erst später wurde es möglich, gleich hohe Genauigkeiten mit besseren Teilungen auf kleineren Teilkreisen zu fertigen.

1821      Nicht lange nach der Veröffentlichung von Reichenbach in Dinglers Polytechnischen Journal (1821), meldete sich der Mechanikus Ludwig Georg Trevianus aus Bremen in demselben Journal zu Wort und behauptet:

            „Ich selber habe schon 7 Jahre zuvor das gleiche Prinzip der Bauweise erfunden.“

           Aber er überlässt Reichenbach (nach einem angestrengten Rechtsverfahren) die Ehre der ersten Fertigung. Trevianus selbst hatte bei Reichenbach den ersten Unterricht in der Fertigung mathematischer Instrumente erhalten und dabei auch Einblick in die Entwicklung der Reichenbachschen Teilmaschine gehabt ( 47 [s.u.2]).

               So war es in der Damaligen Zeit überall üblich das man sich einfach die Fertigungsskitzen seiner Dienstherren einfach „Abkupferte“ um sie eventuell später für sich selber zu gebrauchen, oder für gute Ideen verwendete.

                 Einen ausführlichen Hinweis darauf findet sich in den Briefen von Moriz Hensodt (Begründer der Optischen Industrie in Wetzlar) an seinen Vater während seiner Lehr und Wanderjahre als Mechanikus unter anderen auch bei Brander beschäftigt gewesen.

                 Veröffentlicht in einer Festschrift zum 150 Firmenjubiläum der Fa. Hensodt in Wetzlar.

 1822  Die meisten Mechaniker, die sich seinerzeit mit der Fer­tigung von Kreisteilungen, befassten, bauten sich selbst Teilmaschinen mit mehr oder minder viel Erfolg. So besitzt z. B. Frauenhofer in München eine Teilmaschine, mit der er auf einem Maßstab von 1 Zoll Länge mehr als        10 000 Linien zu zeichnen vermag.

           Er ritzte sie sogar auf Glas (12). Allem Anschein nach ist ihm nicht der Gedanke gekommen, diese Art und Weise zu verbessern und auf Teilkreise für Theodolite umzuformen und evtl. auch dafür Glas zu be­nutzen.

 



[1] 12. ENGELSBERGER, MAX:

Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Theodoliten, Reihe C Dissertationen, Heft 134 Deutsche Geodät. Kommission bei der Bayrisch* Akademie der Wissenschaften, München 1969

 

[2] 47. TREVIRANUS, LUDW. GEORG:

Beschreibung einer Methode mittels 2er Alhidaden und mikroskopischer Hülfe den Kreis einer Teilmaschine zum Behuf der Theilung mathematischer Instrumente einzuteilen, DPJ,

Bd. 7 (1821), S, 163

 

Reichenbachs Kreisteilmaschine und das Konstruktionsprinzip von Trevianus

 Abbildung Gemeinfrei

 

 

 

 

um 1840 haben Girgenson und Öertling Teilmaschinen hergestellt, die die Vorteile der Ramsdenschen und der Reichenbachschen Einrichtungen besaßen. In Deutschland hat dann Öertling -und etwa gleichzeitig mit ihm Sinner in London- damit begonnen, automatisch wirkende Kreisteilmaschinen zu konstruieren.

1877-1878 Der Mechaniker Th. Wegner in Berlin konstruierte eine Kreis­teilmaschine, die noch zur Handeinteilung von Kreisen verschiedener Größen mittels Kopien einer Originalteilung eingerichtet ist. Sie hatte 1m Durchmesser.

1888  Bamberg und Gustav Heyde in Dresden bauten automatische Kreis-teilmaschinen von hoher Genauigkeit.

           Heyde produzierte später Kreis­teilmaschinen von hoher Genauigkeit in Serie und manche Firmen, wie zum Beispiel Breithaupt (um1913) schafften sich diese Maschinen für ihre eigenen Teilkreisfertigungen an (3.1)[s.u.1].

 

 

Die Herstellung der Originalteilung nahm etwa 6 Monate in Anspruch. (Bei täglicher 15-16 stündiger Arbeit!) (49).[s.u.1]



[1] 49. WEGNER.TH.

Beschreibung einer Kreisteilmaschine, ZfI, Bd. 3 (1883), S. 117

 


[1] 3, BREITHAUPT & SOHN

Hensoldt.'s Ablesevorrichtung, DPJ 235 (1880) S. 239

 

 

 

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